"Stop-Werbung" – Kleber kann ihre Gesundheit gefährden

SpamFlyer

Heute Abend fand ich wieder mal einen einsamen Flyer, der  sich trotz „Bitte keine Werbung“ Kleber in meinen Briefkasten verirrt hatte.
Meist handelt es sich ja dabei um Konzertanzeigen oder Geld-verheissende Botschaften, wie: „Kaufen ihre Auto egal nix alt …“, „Nebenjob mit gutes Bezahlen …“ usw.
Doch auf diesem Flyer standen Worte wie „HERZINFARKT!“ und „SCHLAGANFALL!“ und „Stop-Werbung-Kleber“.
Wer zum Teufel zeigt mir hier die gelbe Karte? Und was will er/sie eigentlich verkaufen?
Und so lese ich …

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Mutter Erde? Na, das kann ja heiter werden.

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Hä?? Was versteht Herr A.H. aus Z. denn unter „gesunder“ Ernährung, wenn da kein Vitamin C enthalten ist?

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Ja, warum denn nur?

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Das ist aber nett, dass Herr H. mich trotz „Stop-Werbung-Kleber“ seriös informieren will.
Leider gelingt das nicht so richtig, denn 
– wer soll mir wie mit was Angst machen?
– was versteht Herr H. unter gezielter Volksverdummung?
– oder was unter verantwortungsloser Geschäftemacherei?

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Neugierig fing ich an, weiter zu recherchieren.
Und siehe da,  gemäss seiner Homepage ist Herr A.H. aus Z. nicht nur Naturheilpraktiker, sondern auch ein ganz profaner Vertreter des (Vitamin C – ) Ernährungsergänzungsmittel Juice PLUS + ®

Das „Wundermittelchen“ der Firma National Safety Associates (NSA) wird nicht im Laden, sondern ausschliesslich von Vertretern unter die Leute gebracht. Diese Händler kaufen der NSA das Produkt ab und verkaufen es mit einer Gewinnmarge weiter.

KTipp vom Dezember 2001:

[…]
Ist der Vertragshändler erfolgreich, erhält er zusätzlich zur Gewinnmarge Provisionen, die sich erhöhen, wenn er weitere Händler anwerben kann. So lässt sich laut der Basler Händlerin bei 39 angeworbenen Mitverkäufern ein Jahreseinkommen von über 100 000 Franken erzielen.
[…]
Um dieses fantastische Ziel zu erreichen, sind dem Einfallsreichtum der Hobbyverkäufer keine Grenzen gesetzt, Hauptsache, das teure Produkt findet Absatz und der Gewinn mehrt sich. Von erholten Gesichtszügen bis hin zur Genesung von Gebrechen reicht die Palette der Anpreisung der Wunderkapseln. Und ist ein Kunde nicht willig, werden Schreckgespenste wie oxidativer Stress, der den Körper wie Radioaktivität belaste, DNA-Schäden, Krebs und Schlaganfälle an die Wand gemalt. Eine Flut von Studien, Prospekten und CD-Roms unterstützt das Verkaufsgespräch.

Mein Hobbyverkäufer, Herr A.H. aus Z. hatte sich also die Sache mit dem Buchgeschenk ausgedacht. Clever.
Wie war das also jetzt mit der „gezielten verantwortungslosen Angst- und Geschäftemacherei“?

Wenn man 1 und 1 zusammenzählt, ergibt das folgendes Fazit:
Trotz „Stop-Werbung“-Kleber hat mir Herr A.H. subtil eine unlautere Werbung für ein umstrittenes Produkt in meinen Briefkasten geworfen.

Ich sehe von einer Anzeige ab, da ich das Herrn A.H.aus Z. natürlich nicht beweisen kann und beisse kraftvoll in einen Apfel. 😉

Posted by bobsmile

8 comments

Ach, und wenn der Herr A. H. nicht gerade Flyer in Briefkästen mit Stopp-Kleber wirft, arbeitet er vermutlich in der Kommunikationsabteil der Schweizerischen Post… 😉

Sowas von wirr, ich glaub‘ für eine Behandlung reicht weder die Schulmedizin noch die Naturheilkunde.

Schau‘ doch mal nach, ob Du den Herr A. H. hier eingetragen findest:
http://www.gesund.ch/

Wenn er wirklich ein dipl. Naturheilpraktiker NVS ist, dann wird er sicher da drin sein. Vielleicht findest Du dann noch mehr über ihn.

Danke Titus für den Tip.

Bei http://www.gesund.ch treffe ich erstaunlicherweise nicht auf Herrn A.H., aber ein paar Suchmaschineneklicks weiter wird er tatsächlich im Register der Naturärzte-Vereinigung der Schweiz (NVS) geführt. Gemäss meiner Gemeinde-Homepage soll er auch Mitglied diverser Heilpraktik- und Ernährungsgesellschaften, sowie Dozent an den GAM Fachschulen für Naturheilkunde Bern sein.

Vielleicht sollte er mal mit einem Dozenten-Kollegen über PR reden, damit er sein sicherlich fundiertes Fachwissen nicht mehr so billig und reisserisch unter die Leute bringen muss. 😉

Ich bin ja durchaus offen, was alternative Behandlungs- und Heilmethoden betrifft, aber das scheint mir nun aber wirklich Scharlatanerie zu sein.

Ich habe mir nämlich gerade die (schlecht gemachte) Website dieser Schule angeschaut. Hey, die haben da sogar noch einen Shop – und auch gleich noch eine Praxis (wie praktisch…)! Welche Schule hat auf ihrem Internet-Auftritt schon einen Shop? 😉

Die Kurse scheinen selber «zusammengestiefelt» worden zu sein und auf eine Anerkennung zielt man auch gar nicht ab…

Übrigens, in seinem CV schreibt er u. a.:
«ex-Mitglied Schweizerische Gesellschaft für Ernährung (SGE)»

Sowas schreibt man ja normalerweise nicht, ausser man hätte einen Frust gegen die und möchte demonstrativ zeigen, dass man mit denen nichts mehr zu tun haben. Vermutlich wollte die SGE einfach nicht sein Juice+ akzeptieren…

Titus, das ganze ist ja schon fast wie bei deinem Sommerrätsel.

Eine zur Hauptsache aus einem Shop bestehende Schule und ein CV, in dem jemand seine ex-Mitgliedschaft preist.

Na, jetzt ist er für mich wirklich in der untersten Schublade angekommen und somit ist sein Flyer nicht ein Ausrutscher, sondern hat Methode.

Kein Wunder zögerte (ex-)Gesundheitsminister Couchepin nach dem Schweizerischen JA zur Komplementärmedizin, ob die fünf gestrichenen Methoden wieder kassenpflichtig werden.

Ich bin auch offen für Alternativen zur Schulmedizin, aber wenn man den ganzen Links im Bereich der ganzheitlichen Naturheilkundeszene folgt, werde ich das Gefühl nicht los, dass vieles in den Bereich Esotherik und transzendenter Behandlungen geht, und vor allem ein Ziel verfolgt wird: Kohle machen!

Aber das ist in der schulmedizinischen Pharmabranche ja auch nicht anders.

Es ist ja nicht der Herr A. H., der diese Schule mit Shop betreibt. Die Verbindung zwischen A. H. und dieser Schule hattest Du festgestellt (hab’s selber nicht gefunden, glaube Dir aber gerne).

Im Vorfeld der Komplementär-Medizin wollte ich einen Aspekt aufgreifen: Die Wirksamkeit. Denn gemäss Heilmittelgesetz haben Medis auch wirksam zu sein (klingt logisch, nicht?). Nun wollte ich herausfinden, wie wirksam denn die Schulmedizin ist. Wenn ein Medi bei einem von tausend anschlägt, ist das dann wirksam? Der Grund, weshalb wohl viele Schulmediziner gegen die Komplementärmedzin ist, liegt wohl darin, dass sie dann selber ihre eigene, klassische Schulmedizin (neu) rechtfertigen müssen, welche ja auch nicht über alle Zweifel erhalben.

Und ein Grund, weshalb ich der Vorlage zugestimmt hatte, ist, dass es bei einem Anerkennungsprozess auch darum geht, den Weizen von der Spreu zu trennen – oder eben solche Scharlatane von rechtschaffenden Naturheilärzten…

Jep, beim Argument Weizen von der Spreu trennen stimme ich dir zu.

Ob Schulmedizin oder Naturheilkunde, wenn’s hilft, ist es dem Patienten am Ende wohl egal. Dumm nur, wenn man viel Geld verheizt in Praktiken und Mittelchen, deren Wirksamkeit nicht lauter nachgewiesen werden konnte. (Wie auch immer man das nachweisen kann.)
Deine Frage nach der Wirksamkeit bei einer Quote von 1:1000 kann ich (auch) nicht schlüssig beantworten, denn aus Sicht dieses einen Patienten wirkt das Medikament ja. 😉

Gröh. Ich entferne jetzt SOFORT und SUBITO meine Kleber auf dem Briefkasten. Will ja nicht an Unwissenheit sterben.

Frau Zappadong

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