Missbrauch? Edi Manser sammelt ungefragt Adressen für Euromillions.

Gestern wurde auch das in der Bloggosphäre bereits manifestierte Gerücht, dass hinter Edi Manser eine Werbeagentur im Auftrag für Euromillions steckt bei persoenlich.ch bestätigt. 

Das Geheimnis ist nun offiziell gelüftet. Die Berner Werbeagentur Contexta hat für Euro Millions den fiktiven Lottogewinner EDI MANSER erfunden. Während Wochen sorgte der nette Edi in den Medien für Aufsehen, weil er sich wegen seiner Südamerika-Reise von all seinen verschiedenen Besitztümer gratis trennen wollte. Nun sprechen die Macher erstmals über das crossmediale Sommerrätsel. Gegenüber „persoenlich.com“ wertet die Agentur und der Auftraggeber Swisslos die Kampagne als vollen Erfolg.

Dazu widerspricht Roland Binz in seinem Kommentar:

„Einspruch! Die Kampagne mit Edi Manser wurde zwar geschickt aufgezogen. Sie war indes im Gegensatz zur Darstellung im obigen Werbetext nur sehr beschränkt erfolgreich. Ich habe die Geschichte aufmerksam verfolgt in den letzten drei Wochen. Weder medial noch in der „Blogosphäre“ und in anderen Social Medias kam es zu einer weiten Verbreitung. Erst recht nicht gelungen ist es, Edi Manser in den konventionellen Medien zu positionieren. Viel zu schnell wurde der virale Hintergrund durchschaut. Ich bin überzeugt, mit demselben finanziellen und werbetechnischen Aufwand hätte sich wesentlich mehr Publizität über andere Kanäle generieren lassen. “
[Quelle: Kommentar zu Contexta steckt hinter Lottogewinner Edi Manser! in persoenlich.ch]

Ein voller Erfolg hingegen war wohl das ungefragte Einsammeln und Registrieren von potentiellen Spieleradressen (in der Fachsprache nennt man das glaube ich Phishing). Denn wie im oben erwähnten Artikel zu lesen ist, wird derzeit die Kampagne … 

… auf der Internetseite und in einem E-Mail an alle Teilnehmer aufgelöst. Als Dankeschön erhalten die registrierten Teilnehmer von Edi Manser fünf Franken Spielguthaben für Euromillions geschenkt.

Hallo? Wo bitte schön stand auf Herr Mansers Homepage, dass ich mich mit der Eingabe meiner Adresse automatisch bei Euromillions registriere?
Dazu verweise ich auf die Seite des EDÖB zum Thema Adressenhandel:

EDÖB Erhebung von Personendaten für Marketingzwecke
Adressen und andere persönliche Daten potentieller Kunden sind für ein effizientes Direktmarketing von entscheidender Bedeutung. Mit Hilfe möglichst genauer Informationen über Alter, Beruf, Konsumverhalten usw. kann das Risiko vergeblicher Werbung minimiert werden. In der Bevölkerung gibt es eine grosse Bereitschaft zur Auskunftserteilung. Selbst intime Daten werden preisgegeben, wenn die Befragten meinen, sie würden ihre Daten für ein wissenschaftliches Projekt zur Verfügung stellen. Besonders ergiebig scheint es zu sein, solche Umfragen in Verbindung mit der Teilnahme an einem Wettbewerb oder einem Gewinnspiel durchzuführen, wobei der Zweck der Datenerhebung nicht klar ersichtlich ist. Somit werden potentielle Kunden veranlasst, ihre Daten freiwillig herauszugeben. Solche verdeckte kommerzielle Datenerhebungen (die mit wissenschaftlichen Instituten der Meinungsforschung nichts zu tun haben) und deshalb als solche nicht erkennbare Werbemassnahmen sind unzulässig.

Sogar der Tatbestand der Umfrage (Welches Geschenkerl hättens denn gern?)  wurde hier bedient.
😉

Mein persönliches Fazit:

  • Der VW Golf geht an den Garagenbesitzer Markus Gasser in Worb. (Zufälle gibts ;))
  • Die drei anderen „Gewinner“ lassen sich im Netz nicht finden. (Keine echten Adressen?)
  • Euromillions besitzt nun ungefragt 21 000 (neue) Adressen und Spieler.
  • Die Idee war gut, die Werbewirkung mässig und das Adressensammeln perfid.

Ob das ganze noch ein rechtliches Nachspiel hat? Obwohl, wo kein Kläger …

Posted by bobsmile

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[…] schon seit längerem glaubte. Mehr Infos zur genialen Kampagne gibts bei persoenlich.com. Bobsmile glaubt, dass die Sammlung von Adressen durch Edi Manser ein Nachspiel haben […]

Ich fand die Kampange genial, endlich mal was anderes, als immer diese langweiligen Fernsehspots.

Da gebe ich dir recht, die Idee und die Nutzung der verschiedensten Informationszweige im Bereich Web 2.0 für diese gezielt viral gestaltete Kampagne fand ich gut. Es wurde fleissig gerätselt, auch wenn bereits früh aufgedeckt wurde, dass es sich möglicherweise um eine Werbe-Kampagne handelt, konnte man sich nicht ganz sicher sein, ähnlich wie bei der Ali Kebap Werbung von der Plakatgesellschaft.

Mit der Auflösung wurde dann ja auch das beworbene Produkt bekanntgegeben, nur bleiben halt bei näherem Hinsehen folgende (oben erwähnten)Fragen offen:
1. Handelt es sich bei den 4 „Gewinnern“ tatsächlich um Beschenkte oder wurden alle Teilnehmer nur „verarscht“?
2. Was geschieht mit den von swisslos gesammelten Adressen, die ohne Wissen der Teilnehmer gespeichert wurden?

Aber wie bereits im Schlussatz erwähnt, wo kein Kläger, da auch kein Richter.
😉

Ich glaub‘ ich habe hier schon mal geschrieben, dass ich ohne Bobsmiles Blog rein gar nichts von Edi Manser mitbekommen hätte. Insofern kann ich Roland Binz nur zustimmen.

Der Zeitpunkt spielte vermutlich auch eine Rolle. So kurz nach der Ali Kebap-Geschichte lag der Verdacht sofort nahe, dass der Edi eben nicht ganz ernst genommen werden kann. Allerdings wird contexta vermutlich nichts von der Ali Kebap-Kampagne gewusst haben, als diese ihre eigene virale Kampagne lancierten usw… Es zeigt auf jeden Fall, dass der Markt für virale Kampagnen schnell gesättigt ist. Wenn in drei Monaten schon wieder so eine fragwürdige Figur auftaucht, wird davon wohl niemand mehr Kenntnis nehmen.

Der fragwürdige Erfolg der Kampagne liegt vermutlich auch in der Figur Edi Manser. Wie ich schon früher erwähnte, hat der Mann einen so unnatürlichen Akzent, dass er selbst als Witzfigur unglaubwürdig erscheint. Ein Charmebolzen oder eine andere Figure, welche emtional anspricht, ist er auch nicht. Die 50-jährige Hausfrau Susi Meier mit einem Wischmopp in der rechten und einem Putzeimer in der linken Hand hätte bestimmt mehr Anklang gefunden.

Zur Datenschutzfrage: Ich habe nicht mitgemacht und kann daher nichts unternehmen. Wer jedoch mitgemacht hatte, kann nun Zivilklage gegen Swisslos einreichen. Vorgängig würde ich allerdings vom Auskunftsrecht gemäss Datenschutzgesetz gebrauch machen…

Danke Titus für deine Einschätzung.
So wie es nach der AuflösungBestätigung in der Bloggosphäre um den „Oberlender“ Edi Manser still geworden ist, nehme ich mal an, es bleibt uns als „nette“ Kampagne mit unklarem Ausgang bezüglich Kosten, Nutzen und Rechtslage in Erinnerung.

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