Tag: 7. November 2009

Denkt ihr Auto mit?

Fast jeder kennt den Begriff ABS. Klar, macht doch irgendwie den Bremsweg kürzer. Oder?
Genau. Und das Fahrzeug bleibt „lenkbar“.
Auch der Airbag ist heute Standard in jedem Kleinwagen.

Aber was ist ESC und BA oder ACC, CWS und ACA?
Hierbei handelt es sich um sogenannte FAS, elektronisch gesteuerte Fahrer-Assistenz-Systeme.

Schon gesehen? Wo bisher die „Slow down, Take it easy“ Plakate hingen, prangt nun eine ganz andere Kampagne von bfu und der Präventionsstiftung einer dieser omnipräsenten Versicherungsgesellschaft („Kommen sie auf unsere Seite“):

AutoMitHirn
(via bfu.ch )

Denkt ihr Auto mit?
Ein Klick auf die Kampagnen – Homepage Auto-IQ verrät uns: Anders als beim Airbag handelt es sich bei den FAS um präventive Systeme, die eine aktive Unfallverhütung unterstützen sollen.

Bis zu 50% weniger schwere Unfälle dank FAS?
Hört sich fast so an wie bei der Werbelüge Actimel von Danone. Da wird auch probiotisch (=“pro bio“ / „für das Leben“) geworben, obwohl die Schutzwirkung hoch umstritten ist.

Bis zu 50% weniger schwere Unfälle. Wow, das stellt sogar das Massnahmenpaket „via sicura“ des ASTRA in den Schatten!
Lass das Auto mal nur machen, es denkt für dich.

Meiner Meinung nach sind FAS eine zweischneidige Angelegenheit, denn solche Systeme wiegen Fahrzeuglenker oft in einem falschen Sicherheitsgefühl und durch die sinkende Vorsicht steigt das Risiko eines Unfalls somit wieder an.

Grundsätzlich sind FAS ja eine feine Sache, aber wie mit allen Tools, von Hammer bis Photoshop, vom Spur-Wechsel-Assistent bis zur Elektronischen Stabilitätskontrolle, ist der Erfolg solcher Hilfsmittel immer noch abhängig vom geschickten Umgang und der Erfahrung des Benutzers.

Zum Beispiel funktioniert der LCA (Lane Change Assistent / Spur-Wechsel-Assistent) nur, wenn der Blinker betätigt wird. In der Praxis werden Spurwechsel oft aber so ganz ohne Blinken durchgeführt.
(Kampagne bfu: „Zeichen schaffen Klarheit“.)

Oder das CWS (Kollisions-Warn-System) Bei Gefahr warnt das System die steuernde Person durch Straffen des Sicherheitsgurts. Aber leider fahren viele halt immer noch ohne Gurt.
(Kampagne bfu: „Ein Band für’s Leben.„)

Dazu bfu Direktorin Brigitte Buhmann im Vorwort zur Sicherheitsgurt Studie:

„Die modernen Autos werden immer sicherer. […]
Aber all diese technischen Massnahmen führen nicht dazu, dass man den Menschen vollständig aus der Verantwortung entlassen kann. Er bestimmt die gefahrenen Geschwindigkeiten. Er entscheidet, ob er sich trotz Alkoholkonsum noch hinter das Lenkrad setzt. Eine weitere wichtige Handlung, für die er die Verantwortung trägt, ist das Anlegen des Sicherheitsgurts. […]

bobsmile’s Fazit zur Kampagne „Denkt ihr Auto mit“:

Assistenz-Systeme mögen „intelligente“ und nützliche Hilfsmittel sein, das Denken aber bleibt immer noch den FahrzeuglenkerInnen überlassen.

Posted by bobsmile in drucksachen, nachdenksachen, 6 comments