Zwei Ereignisse, die unterschiedlicher nicht sein können, haben gestern Mittwoch die Schweiz in Atem gehalten. Ein Drama in 3 Akten:
1.Akt – Die Absichten
Das CERN nimmt in Genf seine Rennstrecke, sprich den Large Hadron Colliders (LHC) in Betrieb. Dabei werden die ersten Protonenstrahlen auf die Reise geschickt, um dann mit annähernd Lichtgeschwindigkeit, gegenseitig zu kollidieren und sekündlich gigantische Datenmengen zu produzieren. Tausende von Wissenschaftern erhoffen sich Aufschluss und neue Erkenntnisse über die Grundelemente und Grundkräfte der materiellen Welt, vielleicht sogar – meinen manche – über den «Urknall».
Die Schweizer Nationalmannschaft spielt auf ihrem Weg zur Fussballweltmeisterschaft 2010 in Südafrika unter ihrem neuen Trainer Ottmar Hitzfeld nach dem 2:2 gegen Israel ihr zweites WM Qualifikationsspiel gegen Luxemburg und erhofft sich einfach einen Sieg.
2. Akt – Die Prognosen
Manche Physiker glauben, dass am LHC winzige Schwarze Löcher erzeugt werden könnten. Es bestehe die Gefahr, dass die Schwarzen Löcher Materie verschluckten und sich in Windeseile durch die Erde frässen, werfen Kritiker dem Cern vor. [1]
Die Schweizer Medienlandschaft wirft fleissig mit Vorschussloorbeeren: Die Fussballnati gewinne mit 5 bis 6 Toren. Ein Spaziergang werde es nicht, aber Luxemburg hatte erst letztes Jahr (nach 12 Jahren Niederlagen) wieder einmal ein Spiel gewonnen! (1:0 gegen Weissrussland)
3. Akt – Die Folgen
Wie der Bericht der Zeitung Suedostschweiz „beweist“, sind die schwarzen Löcher ausgeblieben und die Welt ist noch da. Allerdings war der Untergang auch noch gar nicht möglich, denn wie die Südostschweizer Zeitung im gleichen Beitrag nüchtern feststellt:
„– die erste Kollision von Protonenpaketen ist erst für den 21. Oktober geplant.“
Falls sich die gescheiten Leute im Kollektiv dann doch geirrt haben sollten,
„dürfen wir uns immer noch – einen Moment lang wenigstens – glücklich schätzen, das Ende nicht etwa aus krudem Machtstreben oder aus Geldgier heraufgeführt zu haben, auch nicht aus schierer Dummheit, sondern aus reiner und zweckfreier Neugierde, aus dem Übermut des freien Forschens heraus.“
(NZZ)
Ganz sicher im Kollektiv geirrt haben sich die Schweizer Nationalspieler! Statt des geplanten 5:0 gab’s ein 1:2 gegen die unterklassierten Luxemburgerli (nicht zu Verwechseln mit den Süssen von Sprüngli).
„Während 90 Minuten enttäuschte die Offensivabteilung der Schweizer nahezu im Kollektiv.“
(20minuten.ch)
„Letztlich fehlte nicht nur die Geduld. Das Team war auch zu überheblich. Die haben sich das zu leicht vorgestellt gegen die Luxemburger.“
(George Bregy auf punkt.ch)
Fazit
So ganz glaube ich dann doch nicht, dass der Start des LHC am CERN keine Auswirkungen hatte, denn wie schreibt der Tagesanzeiger:
– „… Frei verschwand in der Anonymität und rechtfertigte seine Nomination nicht. …“
Ich nehme an, am Schluss hat sich jeder Spieler ein schwarzes Loch gewünscht, in dass er hätte verschwinden können, doch Kopf hoch, davon geht die Welt nicht unter.
„Und der Ball ist rund.“ „Und sie dreht sich doch.“
(Sepp Herberger) (Galileo Galilei)
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