1:11 – oder warum Sportler ihre Seele verkaufen…

Ohne jetzt auf die zu 99,9 % zur A-Probe übereinstimmende B-Probe zu warten, kann Floyd Landis wohl schon mal in der Zeitung den Stellenanzeiger aufschlagen.

Das normale Verhältnis von Testosteron zu Epitestosteron liegt bei 1.5, der für die Dopingbekämpfung festgelegte Grenzwert wurde von 6 auf 4 gesenkt. Sportler mit erhöhtem Testosteronwert erhalten ein Attest, aber Landis Wert liegt bei absurden 11 und wird von ihm als „natürliche Erhöhung“ ausgegeben.

Komisch ist nur, dass er nach eigener Aussage während der Tour de France bereits neunmal kontrolliert wurde, sein erhöhter Testosteronwert dabei aber niemandem aufgefallen zu sein scheint!

Das im Ausdauer- und Leistungssport geschluckt und gespritzt wird, was das Zeug hält ist ja nichts neues.
Aber es ist mir einfach unverständlich, weshalb überführte Sportler bis zuletzt sich dem Selbstbetrug hingeben und lieber von Verschwörung (Justin Gatlin USA, 100m Läufer, 2005 positiv auf Testosteron getestet), natürlicher Veranlagung (Floyd Landis) oder von Verfahrensfehlern (Tim Montgomery USA, 100m Läufer, 2004 positiv auf THG getestet) reden.

Was treibt einen Landis zur Einnahme einer verbotenen Substanz, die ihn spätestens bei einem Sieg wieder vom Sockel schmeisst?
Ist es der Wunsch, wenigstens einmal für einen kurzen Moment im Rampenlicht ganz oben zu stehen?  Heute ein König!

Nachlese: NZZ – Testosteron – beliebte Ausreden

Oder sind es wirklich nur die lukrativen Verträge der Sponsoren und dadurch der Druck, Leistung zu bringen, koste es was es wolle?

Oder sind es wie im Fall Justin Gatlin die Zwischenhändler, namentlich Trainer Trevor Graham, oder Nahrungsergänzungsmittelhersteller Victor Conte, die ihre naiven Schützlinge missbrauchen, ihnen saubere medizinische Betreuung vorgaukeln und die fetten Erfolgsprämien einstreichen?
Nachlese: NZZ – Anatomie eines Betrugs

Es ist ein Teufelskreis, ohne Spitzensport gibt es keine sportliche Breite, ohne Sponsoring keine Turniere und Wettkämpfe. Aber so lange die Früchte immer höher hängen, wird wohl auch unerlaubte Leistungssteigerung immer ein Thema bleiben.

Welches Denken hinter all diesen Betrügereien steckt, formulierte der 1988 nach seinem Olympiasieg über 100 m mit Anabolika erwischte Ben Johnson so: „Den Leuten ist das egal, den Sponsoren ist das egal. Alles, was sie sehen wollen, ist der schnellste Mann – ober er 9,7 läuft oder 9,8 oder was immer. So funktioniert das, und die Leute müssen damit leben und die Leichtathletik einfach geniessen.“ Ist der Sport wirklich so zynisch?

Nachlese: NZZ – Aufstieg und Fall eines Turboladers
 

Posted by bobsmile

2 comments

[…] Ausbeute, aber Qualität vor Quantität! Ob der Fuchs noch lebt? Und was macht eigentlich dieser gedopte Radsportler heute? Es war nicht alles Käse und Guerilla Marketing find ich immer noch […]

Besser hätte ich es auch nicht ausdrücken können.

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