Monat: Mai 2012

Still got the blues

Wer hat sich nicht schon über unsere 0815 Hitradios aufgeregt, die ewig gleichen Morgenshows, die selben Spielkonzepte, von Radio Agrovia über Radio Energy (BE/BS/ZH) bis hin zu Radio Z, ja und DRS3(äuwä de irgendeinisch SRF Radio 3) hat sich da munter angebiedert. Gefallen um jeden Preis, nur blöd, dass dabei die Hörer auf der Strecke bleiben.

 

(bild: wikipedia)

Ja welchen Sender hättens denn gern?

Zum Glück hat das Internet für den des Mainstreams überdrüssigen Radiohörer einige Alternativen zu bieten. Nachdem ich nun die nationalen Endlosschlaufen (swisspop.ch / swissjazz.ch) auswendig kenne, geht man am besten mit www.radio.de auf Stichwortsuche. Dabei entdeckt man so manche Perle, eine möchte ich hier besonders vorheben und wärmstens weiterempfehlen:

Das Online Radio aus Kansas City lässt die Gitarren scherbeln, vor allem die bluesigen und rockigen!

(Bild: radio.de)           (Original Logo)

So arbeitet es sich gleich viel leichter, und man muss sich nicht dauernd gehauchte Ansagen oder selbstverliebte Lachnummern anhören. 😀

Posted by Bobsmile in fundsachen, 1 comment

Es ist nicht klug, den Song Contest zu boykottieren

Der Eurovision Song Contest findet 2012  in Aserbaidschan statt, einem Land, in dem die Menschenrechte von der Regierung verletzt werden.

„Es ist nicht klug, den Song Contest zu boykottieren“

Das sage nicht ich, oder irgend ein westlicher Politiker, sondern der in London studierende Blogger und Aktivist Emin Milli im Interview mit Reporter ohne Grenzen.  Er ruft auf zum Hinschauen, man solle sich ein Bild machen von diesem für uns eher unbekannten Land, das 80 Prozent der Staatseinnahmen direkt aus dem Öl- und Gasexport bezieht.

Emin Milli:
[…]  Aber Menschenrechte werden nicht nur durch das autokratische System Aserbaidschans verletzt. Die Menschenrechte werden auch durch armenische Aggressionen in Mitleidenschaft gezogen. Armenien hält nach dem Konflikt um Karabach[->wiki:Bergkarabach] rund 16 Prozent unseres Territoriums besetzt. Das Ergebnis sind hunderttausende Flüchtlinge und Vertriebene. Die internationale Gemeinschaft neigt dazu, die armenischen Aggressionen unter den Tisch zu kehren. Der ESC ist eine einzigartige Chance, eine große internationale Aufmerksamkeit auf diese beiden Dimensionen der Menschenrechtsverletzungen in Aserbaidschan zu lenken. […]

The Show must go on

Aber ist es nicht so, dass sich die Veranstalter, Künstler und TV Zuschauer nur eine schöne Schow wünschen und sich nicht mit dem Leid ausserhalb der halbtransparenten Fassade der von der Thurgauer Firmengruppe Nüssli und anderen in Rekordzeit von 8 Monaten aus dem Boden gestampften „Baku Crystal Hall“  auseinandersetzen wollen?

Wieviel menschliches Leid nur alleine schon für die Errichtung dieser Halle generiert wurde, zeigt dieser aufrüttelnde Bericht von Peter-Philipp Schmitt in der FAZ.


(© Peter-Philipp Schmitt FAZ)

Doch die Halle steht inzwischen, die Leute sind vertrieben, ob wenigstens der Aufruf von Emin Milli etwas Wirkung zeigt:

[…] ich erwarte, dass die Sänger und Künstler ihre Lieder den politischen Gefangenen widmen und ihre Freilassung fordern werden – während der Live-Übertragung.

Ich orakle mal, mehr als ein Solidaritätsbändeli am linken Handgelenk oder eine im Glitzerglamour untergehenden Anstecknadel am Jakett werden wir beim ESC nicht zu sehen bekommen. Und nach dem 26.Mai hat es einfach ein paar pompöse Gebäude mehr, ein paar Wohnungen weniger und Menschen, die auf ihren Koffern mit den letzten Habseligkeiten sitzen und auf ihre vergessene Abfindung warten.

Aber vielleicht kommt ja auch alles ganz anders? Zu wünschen wäre es Emin Milli, wenn er im September ausstudiert hat und in sein Land zurückkehrt.
Zu sehen, dass der ESC vielleicht doch noch politisch etwas ins Rollen gebracht hat.

Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.


Bei der Augenreiberei.ch beschäfftig man sich diese Tage auch mit dem Thema Menschenrechte und Sport-Events:

Posted by Bobsmile in nachdenksachen, politsachen, 0 comments

Der Schrei der Natur

Als ich heute von der abenteuerliche Summe über 120 000 000 Dollar für das Gemälde „Der Schrei“ von Edvard Munch las,wurde mir selbst kurz schwindlig.

(Bildquelle: munch.museum.no)

Durch die Meldung zum Guugeln animiert, lernte ich sogar etwas dazu. Denn nicht etwa die Person auf dem Bild schreit, wie ich immer bis anhin angenommen hatte,  sonder die Natur um sie herum.

So schrieb etwa Munch selbst über sein Bild:

’I was walking along a path with two friends – the sun was setting – suddenly the sky turned blood red – I paused, feeling exhausted, and leaned on the fence – there was blood and tongues of fire above the blue-black fjord and the city – my friends walked on, and I stood there trembling with anxiety – and I sensed an infinite scream passing through nature.’

„… und ich stand da zitternd vor Angst – und ich spürte einen unendlichen Schrei durch die Natur ziehen.“

Jo, das ist natürlich ganz was anderes, und deshalb hält sich Edvard Munch hier auch die Ohren zu, so viel Geschrei hält ja kein Mensch aus.
Und endlich wird mir auch die Verwendung des Gemäldes  als Symbolbild von psychischen Erkrankungen klar. Die schmerzhafte Pein eines dich alles erdrückenden Umfelds.

„Burnout“ wäre in der heutigen Zeit wohl auch ein guter Titel für dieses Bild.

 

 

Posted by Bobsmile in kultursachen, strandsachen, 2 comments

Sind Greenpeace Aktionen ein Auslaufmodell?

(Fukushima I – Dampf und Rauch über Block 3)

Seit der Nuklearkatastrophe in Fukushima 2011 ist wohl dem hintersten und letzten Ofenbänkler klar, welch gravierende Auswirkungen ein havariertes Kernkraftwerk auf die Umwelt, und somit für Mensch, Tiere, Pflanzen hat.

Da wirken solche Aktionen, wie der „Luftangriff“ auf ein französisches Kernkraftwerk des motorisierten Gleitschirmaktivisten schon fast verzweifelt.

Spektakuläre Greenpeace-Aktion wenige Tage vor der Stichwahl in Frankreich:
Ein Deutscher überflog mit einem motorisierten Gleitschirm das Atomkraftwerk in Bugey und warf eine Rauchbombe auf das Dach der Anlage. Damit sollten die Sicherheitsrisiken der Reaktoren aufgezeigt werden.
(Spiegel-Online)

 

(Bildquelle: Spiegel-Online)

 

Allerdings zerrt diese rührige, wie tollkühne Fliegeraktion, im Schlepptau gravierende Fakten ans Tageslicht: Anders als zum Beispiel in Deutschland, wird die Möglichkeit eines Flugzeugabsturzes gar nicht  im Stresstest für solche Anlagen einbezogen

Am Sonntag kommt es zur Stichwahl zwischen Präsident Nicolas Sarkozy und seinem Herausforderer François Hollande. Beide wollen an der Atomkraft festhalten. Hollande will allerdings schrittweise umsteuern und in der nächsten Amtszeit das mehr als 30 Jahre alte, besonders umstrittene Atomkraftwerk Fessenheim an der Grenze zu Deutschland abschalten.
(Spiegel-Online)

Ist zu hoffen, dass wir auf unserem Weg zum Ausstieg, nie auf französischen (Atom-)Stromimport angewiesen sein werden, echte Alternativen sind gefragt, und die wollen auch erst noch realisiert werden, was angesichts dem steinigen Weg durch alle Mitsprache-Instanzen in Politik, Umwelt und Wirtschaft, noch etwas dauern wird.

Fazit
Das Aufzeigen der Gefahr von AKWs durch spektakuläre Aktionen ist meiner Ansicht nach Eulen nach Athen getragen.

Gefragt sind vielmehr Ideen, wie wir den Stromverbrauch senken und die Erzeugung auf umweltverträgliche Quellen verlagern können. Und wie wir die Entscheidungsträger dazu bringen, in die Gänge zu kommen. Denn, Solarzellen auf jedes Dach zu bringen, ist das eine, der länderübergreifende Ausbau der Stromnetze das andere, wohl grössere Problem.

 

 

 

Posted by Bobsmile in nachdenksachen, politsachen, 1 comment