Tag: 28. November 2012

Achtung Lebensgefahr – was gibt es da nicht zu verstehen?

Ich finde es auch tragisch, dass wiederum ein 16 Jähriger durch eine unüberlegte Aktion sein junges Leben lassen musste.  Auch dass sich der unglückliche Vater nun Vorwürfe macht, mit seinem Sohn nicht über das Problem offener Stromleitungen geredet zu haben, ist irgendwie nachvollziehbar.

Dass sich aber die SBB nun aus der Presse den Vorwurf gefallen lassen muss, sie sollten die Gefahr eben besser kommunizieren, das macht mich wütend.

Was ist an diesem Schild nicht klar zu verstehen? Für Fremdsprachige ist extra noch ein roter Blitz aufgemalt.

Und bei der Aussage eines leitenden Jugendpsychologen im 20min online fehlen mir einfach die Worte!

Dass bereits das Annähern an eine Stromleitung tödlich sein kann, hat Urs Kiener, Jugendpsychologe und Leiter bei Pro Juventute, überrascht. Er glaubt, dass diesbezüglich «mit besserer Aufklärung sicher eine Verbesserung erreicht werden kann». Konkret müsse das Wissen, dass schon das Annähern an die Leitungen tödliche Folgen haben kann, «viel klarer vermittelt werden».

Gemäss „Experten“ heisst Annähern bei 15000 Volt zehn Zentimer Abstand! Wer auf einen Bahnwagen steigt, der setzt sich auch einer Gefahr der Berührung der Oberleitung aus. Da wirkt die Aussage des Herrn Kiener leider etwas gar naiv.

Jeder Jugendliche, der die Schule besucht hat,  lernt die Gefahren des Stroms im Physikunterricht kennen, das Lichtbogenexperiment ist legendär und genauso fester Bestandteil, wie die Herstellung von Knallgas oder der Schwefelwasserstoff-Test, der das ganze Schulhaus nach faulen Eiern stinken lässt.


(Bild-Quelle: uni-graz.at)

Fazit: Diese selbst verschuldeten Unfälle werden nicht durch Unwissenheit verursacht, sondern durch Übermut, Gedankenlosigkeit und/oder einfachste Regelmissachtung.

Und dort sollte man meiner Meinung nach Aufklärung betreiben: Mehr Respekt und Eigenverantwortung gegenüber den Gefahren des Lebens. Leider wird in unserer heutigen Spass-Gesellschaft immer mehr erwartet, dass einem alles vorgekaut wird, selber Denken ist Luxus, das Wissen steht im Internet und ist jederzeit abrufbar, wenn man sich überhaupt dafür interessiert. Viel wichtiger ist es, mit einem tollen Foto auf Facebook zu brillieren, wie man sich Milch über den Kopf giesst, oder eben auf einem Bahnwagon die Arme in die Höhe reisst.

Ich möchte mit diesem Beitrag auf keinen Fall pietätslos wirken,  der Verlust einer nahestehenden Person ist sehr traurig.  Und so liegt es an uns, in unserem Umfeld verloren gegangene Werte zu vermitteln, damit solche gefährlichen Aktionen aus Langeweile oder sozial-medialem Druck sich möglichst nicht wiederholen. Denn auch das ist eine Erkenntnnis: Die beste Aufklärung nützt nichts, wenn das Zielpublikum nicht empfänglich ist dafür.

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