Kleiner Nachtrag zum Berlinbesuch

[Inspiriert durch Thinkabouts Messebesuch Berlin]

Berlin ist auf jeden Fall eine Reise wert. Auch wir konnten ja dieser zwischen Baustellenlärm und S-Bahnskandal pulsierenden und Lebensfreude versprühenden Stadt im Sommer einen Besuch abstatten. Alles Schöne hat ein Ende und so fuhren wir am Freitag Abend wieder zum Flughafen Schönefeld.

Im Terminalgebäude nach der Passkontrolle, oder besser im Warten-sie-mal-hier-solange – Gang ging es zu wie auf dem Basar. Familien mit kleinen und mittelgrossen Kindern hockten mangels Sitzgelegenheiten mitten auf dem Fussboden. Eine Durchsage nach der anderen verkündete Flugverspätungen aufgrund des herannahenden Gewitters, dass sich dann auch in Kürze mit prasselndem Regen über dem Flugplatzgelände entlud. Es kam zu interessanten  Szenen, Passagiere hetzten der neusten Durchsage folgend zum Ende des Terminals, erhielten wohl dort die Verspätungsmeldung ihres Fliegers, denn sie kamen schlurfend mit gesenktem Kopf und hängendem Handgepäck zurück in unsere Ecke. Leider waren nun ihre vorher mühevoll ergatterten Sitzplätze bereits wieder besetzt.

Wie erwartet, rein logistisch gesehen keine Überraschung, bekam auch unser Flug das Prädikat „[Delayed, 30min.]“ Nach fünf Minuten schaute ich auf die Uhr und machte es mir nochmal auf der Hartplastikschale bequem. Plötzlich schnarrte die rufschädigenste aller Durchsagen mit ungewöhnlich lautem Ton durch den mit verbrauchter Luft geschwängerten Raum.
Letzter Aufruf für Familie …„.

Zack. So schnell und synchron war unsere Familie noch nie auf den Beinen. Wir rannten „was gisch was hesch“ zum Gate Nummer „ganz-weit-hinten“. Schnaufend angekommen, liess man uns wissen, unser Flug wäre bereits schon seit einiger Zeit ausgerufen worden. Ich verkniff mir eine Diskussion, wollten die bobsmiles doch einfach nur noch in den Flieger. Wir stürmten die Gebäudetreppe runter und die Gangway hoch. Oben standen leicht säuerlich lächelnd zwei Stewardessen mit „immer-auf-den-letzten-Drücker“ – Mienen und kontrollierten noch schnell unsere Tickets.
Während bereits die Eingangstür geschlossen wurde, begann für uns der Spiessrutenlauf.

„Sitzen wo sie wollen“ ist beim Billigflieger angesagt, probier das mal in einem vollbesetzten Vogel. Wir teilten uns auf und ich ergatterte einen Platz am Gang neben zwei Messeheimkehrern, die gerade ihre Unterhaltung über ihren Unterlagen unterbrochen hatten. Ich entschuldigte mich bei einem der beiden, wir hätten halt den Aufruf nicht gehört, und der Flug wäre doch als verspätet angekündigt und wir mussten erst noch durch das ganze Terminal spurten, aber jetzt seien wir ja da.

„Verspätung? Nichts gehört. Nur die Ruhe, wir fliegen planmässig los.“
Er hielt mir mitleidig lächelnd seine Rolex unter die Nase. Mann war mir das jetzt peinlich, warum habe ich mich nicht einfach hingesetzt, den Gurt und auch gleich noch die Augen geschlossen.

Aber Berlin war toll.

Posted by bobsmile

2 comments

Nett geschrieben.

Ihr hattet Euch wohl verguckt?

Ähem, wir hatten eben nur gehorcht und gar nicht geguckt!
🙁

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