Brot und Salz

(Bild via www.brotundsalz.org)

Vor zwei Wochen tauchte ja plötzlich Frau Wetterfest auf und hat bei mir im Treppenhaus ein bitzeli Staub gewischt. Nebenbei erzählte sie mir, wie früher den frisch eingezogenen Nachbarn Brot und Salz vorbei gebracht wurde. Als Willkommensgruss und auf gute Nachbarschaft.

„Das bringt Glück, hätten Sie ruhig auch machen können!“, meint Frau Wetterfest und lehnt sich auf ihren Staubwedel.
Den Wink mit dem Zaunpfahl habe ich verstanden, nun ist Frau Wetterfest aber schon länger da, und ich habe schliesslich  bereits Kaffee mit ihr getrunken, aber bei Hausfrau Hanna, die letzte Woche in der Weblogstrasse 2.0 einzog, konnte ich das ja zum Glück nachholen.

Neuen Nachbarn schenkt man Brot und Salz.
Könnte eine Kampfmassnahme auf die Ankündigung der beiden orangen Grossverteiler sein, aus „MarketingGesundheitsgründen“ das Salz im Brot zu reduzieren und dafür das Gesundheitslogo „actionsanté“ zu plazieren. (Salz ist schlecht für den Blutdruck, gibt dem Brot aber seinen Geschmack. Herr und Frau Schweizer können dem Bluthochdruck meiner Meinung nach viel besser durch Abnehmen und mehr Bewegung begegnen. ->Artikel NZZ)

Doch zurück zum Thema, woher stammt nun eigentlich dieser Brauch und wer praktiziert ihn noch?
Ohne jetzt unserem versierten Volkskulturkundler BodeständiX das Terrain streitig zu machen, begebe ich mich mal auf Spurensuche:

Rockband „brot & salz“

Bei wikipedia fand sich unter „Brot und Salz“ nur die 1973 gegründete (Ost-)deutsche Rockband. Na ja, vielleicht war da die Idee, Musik und Nachbarschaft irgendwie zu verbinden, obwohl natürlich erst mal die Mauer weg musste, aber das war ja 26 Jahre später.

Brotmuseum Ulm
Das Museum der Brotkultur in Ulm ging auch der Frage nach, und liefert eine schöne Erklärung zum Brauch:

[…]
Brot und Salz gelten als Zeichen der Zugehörigkeit zwischen Menschen oder als Symbol der Güte und Gastfreundschaft. Brot und Salz mit einem Mitmenschen zu teilen hieß stets ihn zu einem gemeinschaftsstiftenden, verbindenden Mahl zu laden, sein Wohlwollen oder seine Freundschaft anzustreben. Auch heute noch werden beim Einzug in ein neues Heim von den Gästen eigens für diesen Anlaß gebackenes Brot und Salz als Segensspender angeboten, die den neuen Bewohnern Reichtum, Fruchtbarkeit und Gesundheit bescheren sollen.
[…]
Quelle:  www.museum-brotkultur.de
PDF: Ganzer Beitrag (mit zusätzlichen Sprichwörtern und Redewendungen)

Gelebter Brauch
Neben meiner virtuellen Brot und Salz Übergabe an Hausfrau Hanna gibt es auch Beispiele im Netz für den gelebten Brauch im realen Alltag:

Und in der Schweiz?
Bei Google finden sich zu „Brot und Salz“ gerade mal  nur 3900 Seiten aus der Schweiz.
Ist der Brauch hierzulande  gar nicht bekannt?
Wer hat praktische Erfahrung mit diesem Brauch?

Posted by bobsmile

3 comments

Nun, ich habe erstmals mit dem Einzug in meine jetzige (eigene) Wohnung zum ersten Mal Brot & Salz erhalten. Bei meinen früheren fünf Umzügen gab’s das nie.

Ich vermute, dass das eventuell ein lokaler/regionaler Brauch ist, denn – im Kt. Glarus aufgewachsen – habe ich davon auch nie gehört. Es ist aber auch möglich, dass das heute deshalb kaum mehr praktiziert wird, weil man sich kaum mehr um die Anderen kümmert. Jeder lebt ein bisschen anonym für sich… 🙁 Meine neuen Nachbarn waren immer erstaunt, wenn ich mich jeweils vorstellen kam, haben dies zugleich aber auch geschätzt.

Zum Salz im Brot: Wir können ja gespannt sein, was stellvertretend fürs Salz an Geschmackverstärker ins Brot (und andere Nahrungsmittel) gelangt… Vielleicht sollte ich mein Brot doch wieder selber backen 🙂

also den brauch mit dem brot und salz ist mir auch nur aus deutschen landen bekannt..und auch hier in bern ist er nicht üblich..in meiner jugend war es noch üblich, dass man sich bei neueinzug bei den nachbarn vorstellte..aber all diese sachen sind uns wohl verloren gegangen jeder schaut ja heute bekanntlich für sich!ich finde das eigentlich schade.
ich bin oft in ostdeutschland da ist es noch üblich das man sich gegenseitig unterstützt…

zum salz im brot: dafür ist jetzt wohl mehr glutamat und andere geschmacksverstärker drinnen..ich bezweifle das diese gesünder sind!

@Titus
Wenn sogar ein einfaches (, man ist versucht zu sagen ein gut erzogenes,) Vorstellen bei den Nachbarn zu Erstaunen führt, dann währen diese wohl mit Salz und Brot überfordert. 😉

@Honigbaerli
Ich sehe das genau so.
Eine kurze Vorstellung bei den Nachbarn baut auf einen Schlag die ersten Hürden ab. Und klemmt’s dann mit der Waschmaschine, (und es klemmt bestimmt mit der Waschmaschine,) dann hat man eventuell bereits eine mögliche Auswahl an hilfsbereiten Nachbarn. 😉

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