Achtung Lebensgefahr – was gibt es da nicht zu verstehen?

Ich finde es auch tragisch, dass wiederum ein 16 Jähriger durch eine unüberlegte Aktion sein junges Leben lassen musste.  Auch dass sich der unglückliche Vater nun Vorwürfe macht, mit seinem Sohn nicht über das Problem offener Stromleitungen geredet zu haben, ist irgendwie nachvollziehbar.

Dass sich aber die SBB nun aus der Presse den Vorwurf gefallen lassen muss, sie sollten die Gefahr eben besser kommunizieren, das macht mich wütend.

Was ist an diesem Schild nicht klar zu verstehen? Für Fremdsprachige ist extra noch ein roter Blitz aufgemalt.

Und bei der Aussage eines leitenden Jugendpsychologen im 20min online fehlen mir einfach die Worte!

Dass bereits das Annähern an eine Stromleitung tödlich sein kann, hat Urs Kiener, Jugendpsychologe und Leiter bei Pro Juventute, überrascht. Er glaubt, dass diesbezüglich «mit besserer Aufklärung sicher eine Verbesserung erreicht werden kann». Konkret müsse das Wissen, dass schon das Annähern an die Leitungen tödliche Folgen haben kann, «viel klarer vermittelt werden».

Gemäss „Experten“ heisst Annähern bei 15000 Volt zehn Zentimer Abstand! Wer auf einen Bahnwagen steigt, der setzt sich auch einer Gefahr der Berührung der Oberleitung aus. Da wirkt die Aussage des Herrn Kiener leider etwas gar naiv.

Jeder Jugendliche, der die Schule besucht hat,  lernt die Gefahren des Stroms im Physikunterricht kennen, das Lichtbogenexperiment ist legendär und genauso fester Bestandteil, wie die Herstellung von Knallgas oder der Schwefelwasserstoff-Test, der das ganze Schulhaus nach faulen Eiern stinken lässt.


(Bild-Quelle: uni-graz.at)

Fazit: Diese selbst verschuldeten Unfälle werden nicht durch Unwissenheit verursacht, sondern durch Übermut, Gedankenlosigkeit und/oder einfachste Regelmissachtung.

Und dort sollte man meiner Meinung nach Aufklärung betreiben: Mehr Respekt und Eigenverantwortung gegenüber den Gefahren des Lebens. Leider wird in unserer heutigen Spass-Gesellschaft immer mehr erwartet, dass einem alles vorgekaut wird, selber Denken ist Luxus, das Wissen steht im Internet und ist jederzeit abrufbar, wenn man sich überhaupt dafür interessiert. Viel wichtiger ist es, mit einem tollen Foto auf Facebook zu brillieren, wie man sich Milch über den Kopf giesst, oder eben auf einem Bahnwagon die Arme in die Höhe reisst.

Ich möchte mit diesem Beitrag auf keinen Fall pietätslos wirken,  der Verlust einer nahestehenden Person ist sehr traurig.  Und so liegt es an uns, in unserem Umfeld verloren gegangene Werte zu vermitteln, damit solche gefährlichen Aktionen aus Langeweile oder sozial-medialem Druck sich möglichst nicht wiederholen. Denn auch das ist eine Erkenntnnis: Die beste Aufklärung nützt nichts, wenn das Zielpublikum nicht empfänglich ist dafür.

Posted by Bobsmile

5 comments

Bin ganz deiner Meinung. Ausserdem – wer betrunken ist, oder sich sonst unverletzlich fühlt, der liest keine Warnschilder…

Natürliche Selektion ist ein Naturgesetz. Wenn ein Journi oder Psychologe das nicht versteht und sich darüber empört, ist das wie wenn er sich darüber beschweren würde, dass er nass wird, wenn’s regnet, weil ihn niemand davor gewarnt hat.

Im Durchschnitt werden wir immer dümmer, weil wir auch den Dummen eine Existenz sichern, die vor ein paar tausend Jahren sonst durch die natürliche Selektion ausgestorben wären. Wir blöd werden wir in 100 Jahren wohl sein?

@Tinu
Ganz genau, wie man an diesem Beispiel eines betrunkenen 19 Jährigen sieht, der zum Glück alle Schutzengel der Umgebung um sich hatte.

@LD
Etwas hart ausgedrückt, aber im Prinzip stimme ich dir zu.
Das Dummer ist nur, dass wir Dummheit fördern, in dem wir mit Ver- und Geboten alles vorkauen, was früher durch Erfahrung lernte und gelehrt bekam. (Der Gebrauch dieses Messer kann ihnen oder anderen Personen erhebliche Verletzungen zuführen, Katze nicht in die Mikrowelle stecken, usw.)

Es soll auch schon einen erwischt haben der von einer kleinen Brücke „gepiselt“ hat, da muss also unbedingt auch auch „Achtung, nicht von der Brücke auf die Fahrleitung piseln, es besteht Lebensgefahr“ Schild hin… lol

-> Achtung, ab hier besteht auch Lebensgefahr <-

Und die 15'000 Volt sind ja ok aber die Amperezahl ist doch irgendwie interessanter, besonders die Kurzschlussleistung, kann man testen wenn man ein abisoliertes 3 Meter 300mm² Kabel so wirft das es auf Leitung und was geerdetes(Brückengeländer oder so…) trifft. Der Effekt kommt am besten in der Nacht zur Geltung, der Ausdruck "zweite Sonne" bekommt so auch eine Bedeutung, jedoch sollte man genügend Abstand halten um nicht vom herumspritzenden flüssigen Kupfer getroffen zu werden.

Naja und es hat ja auch kein "Achtung! Keine Kabel auf die Fahrleitung werfen, es besteht Lebensgefahr" Schild… Zudem "es besteht Lebensgefahr" bedeutet ja nicht "man darf nicht" es bedeutet wenn schon nur "man sollte nicht" vorausgesetzt natürlich das eigene Leben ist einem nicht ganz egal, was ja nicht unbedingt bei jedem der Fall sein muss, oder? 😉

@Chris
Hilfe, habt ihr auch noch andere Hobbies? ^^
Das gehört eindeutig in die Rubrik AUF KEINEN FALL (NACH)MACHEN!

Ich betrachte deinen Beitrag zwar schon mit einem Augenzwinkern, jedoch Zudem „es besteht Lebensgefahr“ bedeutet ja nicht „man darf nicht“ finde ich etwas zynisch, gibt es doch tatsächlich Leute die es – obwohl mir unbegreiflich – genau so missverstehen.

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