Denkt ihr Auto mit?

Fast jeder kennt den Begriff ABS. Klar, macht doch irgendwie den Bremsweg kürzer. Oder?
Genau. Und das Fahrzeug bleibt „lenkbar“.
Auch der Airbag ist heute Standard in jedem Kleinwagen.

Aber was ist ESC und BA oder ACC, CWS und ACA?
Hierbei handelt es sich um sogenannte FAS, elektronisch gesteuerte Fahrer-Assistenz-Systeme.

Schon gesehen? Wo bisher die „Slow down, Take it easy“ Plakate hingen, prangt nun eine ganz andere Kampagne von bfu und der Präventionsstiftung einer dieser omnipräsenten Versicherungsgesellschaft („Kommen sie auf unsere Seite“):

AutoMitHirn
(via bfu.ch )

Denkt ihr Auto mit?
Ein Klick auf die Kampagnen – Homepage Auto-IQ verrät uns: Anders als beim Airbag handelt es sich bei den FAS um präventive Systeme, die eine aktive Unfallverhütung unterstützen sollen.

Bis zu 50% weniger schwere Unfälle dank FAS?
Hört sich fast so an wie bei der Werbelüge Actimel von Danone. Da wird auch probiotisch (=“pro bio“ / „für das Leben“) geworben, obwohl die Schutzwirkung hoch umstritten ist.

Bis zu 50% weniger schwere Unfälle. Wow, das stellt sogar das Massnahmenpaket „via sicura“ des ASTRA in den Schatten!
Lass das Auto mal nur machen, es denkt für dich.

Meiner Meinung nach sind FAS eine zweischneidige Angelegenheit, denn solche Systeme wiegen Fahrzeuglenker oft in einem falschen Sicherheitsgefühl und durch die sinkende Vorsicht steigt das Risiko eines Unfalls somit wieder an.

Grundsätzlich sind FAS ja eine feine Sache, aber wie mit allen Tools, von Hammer bis Photoshop, vom Spur-Wechsel-Assistent bis zur Elektronischen Stabilitätskontrolle, ist der Erfolg solcher Hilfsmittel immer noch abhängig vom geschickten Umgang und der Erfahrung des Benutzers.

Zum Beispiel funktioniert der LCA (Lane Change Assistent / Spur-Wechsel-Assistent) nur, wenn der Blinker betätigt wird. In der Praxis werden Spurwechsel oft aber so ganz ohne Blinken durchgeführt.
(Kampagne bfu: „Zeichen schaffen Klarheit“.)

Oder das CWS (Kollisions-Warn-System) Bei Gefahr warnt das System die steuernde Person durch Straffen des Sicherheitsgurts. Aber leider fahren viele halt immer noch ohne Gurt.
(Kampagne bfu: „Ein Band für’s Leben.„)

Dazu bfu Direktorin Brigitte Buhmann im Vorwort zur Sicherheitsgurt Studie:

„Die modernen Autos werden immer sicherer. […]
Aber all diese technischen Massnahmen führen nicht dazu, dass man den Menschen vollständig aus der Verantwortung entlassen kann. Er bestimmt die gefahrenen Geschwindigkeiten. Er entscheidet, ob er sich trotz Alkoholkonsum noch hinter das Lenkrad setzt. Eine weitere wichtige Handlung, für die er die Verantwortung trägt, ist das Anlegen des Sicherheitsgurts. […]

bobsmile’s Fazit zur Kampagne „Denkt ihr Auto mit“:

Assistenz-Systeme mögen „intelligente“ und nützliche Hilfsmittel sein, das Denken aber bleibt immer noch den FahrzeuglenkerInnen überlassen.

Posted by bobsmile

6 comments

Es gibt heute unzählige Beispiele die aufzeigen, die genau das bestätigen, was Du sagst: Je mehr Sicherheit man gibt, desto unvorsichtiger wird gefahren.

Es ist noch nicht so lange her, als im 10vor10 ein Beitrag kam über eine dänische und eine deutsch Stadt, welche versuchsweise sämtliche Verkehrstafeln, -zeichen und -hinweise abmontierten. Resultat: Es gab viel weniger Unfälle. Vermuteter Grund: Weil nicht mehr steht, was sein soll – aber vielleicht nicht ist – muss jeder besser aufpassen. Wenn also nicht mehr angezeigt wird, dass da ein Fussgängerstreifen kommt, muss jeder, der Automobilist wie auch der Fussgänger, mehr aufpassen, wann und wo die Strasse überquert wird. Steht eine Hinweistafel, verlässt man sich auf diese, welche aber eben immer nur der Theorie entspricht und von der Praxis abweichend sein kann (jemand überquert doch die Strasse, obwohl weit und breit kein Fussgängerstreifen sichtbar ist).

Wir wähnen uns meiner Meinung nach allzu oft in einer falschen Sicherheit…

Danke für die Aufnahme und die weitere Ausführung des Grundgedankens.
So könnte die Kampagne „Gäll du haltisch für mi aa“ uns Verkehrsteilnehmer dazu verleiten, nur im Bereich von gelben Streifen auf Kinder am Strassenrand zu achten.

Lieber bobsmile,
ich habe kein Auto, und ich fahre nicht mehr Auto. Mir zuliebe. Und der Umwelt zuliebe. ‚Sichere‘ Autos mit einer Grosshirnblase über dem Chassis sind mir suspekt… Die Autofahrenden sind’s, die denken und aufpassen sollen!
Bevor ich jetzt ausfällig werde:
Ich freue mich, dass ‚Hausfrau Hanna‘ unter Frau Zappadong aufgelistet ist in deiner Blogroll und sage schon einmal Danke fürs Verlinken!
Einen schönen Tag wünscht dir
Hausfrau Hanna

Gern geschehen!
Zitat:“‘Sichere’ Autos mit einer Grosshirnblase über dem Chassis sind mir suspekt…“
Haha, das trifft den Nagel auf den Kopf.

Auch dir einen schönen Tag.

[…] Denkt ihr Auto mit? Dieser Frage begegnete ich bereits hier im November 2009. […]

[…] am 16. März 2010 Nachdem ich bereits die Fahrzeug Assistenz Systeme (FAS) in die Pfanne gehauen hintergründig beleuchtet habe, hier nun etwas zum beliebtesten Assistenz-System für den Fahrzeug-Lenker: Der Vorteil der […]

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