Tag: 27. Februar 2010

Preis der Leipziger Buchmesse – Jury liest Bücher im Akkord?

Gross war ja der mediale Aufschrei zum Plagiatsvorwurf von Hegemann, doch irgendwie driftet die ganze Plagiatsdiskussion bereits wieder in den Hintergrund.

Büchner-Preisträger Durs Grünbein greift das ganze literarisch auf, spielt mit dem Empörungs Hype, klaut bei Gottfried Benn und rezensiert damit Hegemanns „Axolotl Roadkill“.

O-Ton Grünbein:
„Diese leidige Dauerdebatte um Frau Hegemann bekommt damit eine Drehung ins Dadaistische.“

Eine kleine Zahlenspielerei zur Arbeit der Jury

Die Jury besteht aus 7 Mitglieder.
Für den Buchpreis wurden 760 Bücher eingereicht.

(Bild-Quelle: Preis der Leipziger Buchmesse)

14.12.09: Die Jury beginnt zu lesen.
11.02.10: Die Nominierten stehen fest.

760 Bücher in 60 Tagen, das ergibt nach Adam Riese für jedes Jurymitglied rund 12 Bücher pro Tag.
Wow! Wie geht denn so etwas? Oder wurde der Jury bereits eine Vorauswahl von all den einflussreichen Leuten Experten aus der Literaturmaffia Verlagswelt zusammengestellt?
Wie sagte schon Bittner in seinem Buch (Beruf: Schriftsteller. Was man wissen muss, wenn man vom Schreiben leben will.):

„[…]um auf dem Markt überleben zu können, muss man herausragen, man muss zwar nicht unbedingt besser, aber interessanter sein als andere, ein Markenartikel.“
(Quelle:Im Kampf gegen Zensur und „Literaturmafia“)

Und schon sind wir wieder zurück beim alten Thema:
Helene Hegemanns
Geschreibsel ist Nebensache,  denn ihre Person hebt sich medial von allen anderen ab. Wird als eben dieser obenerwähnte Markenartikel in Talk-Shows platziert.
Erst 17 Jahre alt, strähnige Haare, verschwurbelte Rede, das reicht um bei Harald Schmidt eingeladen zu werden.

Doch was macht Harald Schmidt? Statt gnadenlos zu Punkten, kuschelte der sonst so angriffige Spätschichtler anscheinend mit Hegemann („Mit 17? Da hatte ich noch Träume.“), und wirbt auch noch für ihre Plagiatsarbeit. („Kaufen sie das Buch und unterstützen Sie eine junge hoffnungsvolle aufstrebende Künstlerin …“).

Bei genauerem Hinsehen (und vor allem Hinhören) wird einem allerdings klar, wie Harald Schmidt mit seinen gezielten Fragen und spitzen Bemerkungen die Ahnungslosigkeit von Hegemann aufdeckt.

Hier die Sendung zum Nachschauen bei Deef Pirmasens, dem Blogger der die ganze Plagiatsdiskussion ins Rollen brachte.

Und warum bleibt Hegemann denn auch nach Bekanntwerden des Abschreibe-Skandals bis 18.2. auf der Liste der Nominierten?
Rechtlich ist alles geklärt und Skandale fördern die Publizität. Dadurch schauen jetzt viele gespannt auf den 18.3., obwohl AXOLOTL ROADKILL gemäss Online Voting (http://www.preis-der-leipziger-buchmesse.de/ Voting … ) bereits im hinteren Regal steht.

Lesebefehl:

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