Rentenklau und linke Diebe

Was diese Tage nicht alles geklaut wird. Daten von Steuersündern für ausländische Staatskassen, Steuergelder zur Erhaltung der Banken-Bonikultur, ganze Bloggertextpassagen für das PapaCopyPasteWerk eines für den Buchpreis nominierten Teenagers.

Und nun das!

(bilder geklaut verlinkt via 20min.ch)

Nachdem ja in der Musikwelt ganze Intros und Riffs geklaut neu interpretiert werden und in der Literatur eine hoffnungsvolle Generation von Plagiatschreiberlingen heranwächst,
so entdeckt die Politik diese Technik immer breiter auch für sich.

Spätestens seit die FDP sich letzte Woche mit diebischen Panzerknackern (beschriftet mit SGB, SP und UNIA) auf den Plakatwänden zu Wort meldete, schlägt mir diese Abstimmung auch schon wieder auf den Magen. Das ist eine Verunglimpfung, wie ich es von den Liberalen nicht erwartet hätte!

Zum Vorwurf des Sujet-Klaus sagt Kampagnenleiter Urs Rellstab von der Economiesuisse (20min.ch):
„Wir haben mit dem Sujet gespielt, wie das heutzutage häufig gemacht wird. Es gibt keinen Schutz von Ideen.

Autsch! Da können wir ja nebem dem Bankkundengeheimnis auch noch gleich das Urheberrecht aufheben und müssten uns nie mehr aufregen über Copyright, Plagiate und Rentenklau.

Ich bin ja seit der Lancierung der Initiative zum neuen BVG Umwandlungsatz unschlüssig, was ich nun auf meinen Abstimmungszettel schreiben soll.

Mit NEIN unterstütze ich den sozialen Aspekt, in dem der Pensionär in 2 Jahren immer noch genau so viel erhält, wie sein bereits pensionierter Nachbar.

Mit JA unterstütze ich die Finanzierbarkeit der 2. Säule, die an die unbestritten gestiegene Lebenserwartung angepasst werden muss, so dass der Schoggi-Kuchen dann für alle bis ans statistisch belegte Lebensende reicht.

Nur frage ich mich halt schon, wieviel Geld die Pensionskassen den Versicherten klauen, denn irgendwie wollen die vielen Anlageberater und Verwaltungsmandate ja finanziert sein.

Leider sind mir die grossen Parteien mit ihren marktschreierischen Plakaten nun auch keine grosse Entscheidungshilfe. Denn statt mit schlüssigen Argumenten wird ein regelrechter Zickenkrieg um ein und das selbe Kampagnensujet betrieben: Dem Stimmbürger wird sein Geld aus der Tasche gezogen, egal ob er nun mit JA oder NEIN stimmt.

Einen ganz neuen Entscheidungsaspekt fand ich dann via blog von Harald Jenk:

Rudolf Strahm, ehem. Preisüberwacher schreibt in in der neuesten Ausgabe von M&W, der Mitgliederzeitung des Mieterverbandes unter anderem:

[Pensionskassen] Im Griff der Finanzmarkt-Berater
„Wie  ist  es  zu  dieser  Investitionsverschiebung  – weg vom Wohnungsbau,
hin zu spekulativen und riskanten Finanzmarktanlagen – gekommen?  Der
Druck  kam  in  der  eidgenössischen BVG-Kommission  ausgerechnet  von
jenen Pensionskassenberatern, Asset Managern und Bankiers, die am mei-
sten an den Finanzmarktanlagen der Pensionskassen  verdienen. Sie  bilde-
ten  eine  Subkommission,  nahmen noch  weitere  «Spezialisten»  der  Fi-
nanzmarktszene hinzu und  schlugen die  erwähnte  Liberalisierung  in Rich-
tung  mehr  Finanzmarktspekulation vor.  Die  fachlich  überforderte  BVG-
Kommission segnete diese neuen Anlagerichtlinien  im BVV-2  im Juli 2008
diskussionslos ab. Darauf wurden sie auf Antrag des interessehörigen Bun-
desrats  Couchepin  ausgerechnet  am Vorabend  der  Finanzkrise,  nämlich
Mitte  September  2008,  defnitiv  verabschiedet. Die Pensionskassen sind zu
einem Selbstbedienungsladen  von  Vermögensverwaltern, Asset Managern,
Anlageberatern  geworden.  Die  Verwaltungskosten  betragen  heute  durch-
schnittlich 770 Franken pro Versicherten  und  Jahr.
Die  Jungen  zahlen  am meisten, weil sie noch lange einzahlen müssen. Wer heute
25jährig ist, muss mit diesem System  in  seinem  Leben über 30’000 Franken an
Verwaltungs- und  Vermögensverwaltungskosten mitfinanzieren!“

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=zlhBxnhCJCU&feature=related]

Und das schreibt man in der Blognachbarschaft zum Klauen im Speziellen und Banken im Allgemeinen:

Posted by bobsmile

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Seit ich im Magazin des Tages Anzeigers gelesen habe, dass man als Beirat für zwei Sitzungen pro Jahr 100’000 Franken kassieren kann, frage ich mich, wie viel wohl die Verwaltungsräte von Pensionskassen verdienen.

Zur 2. Säule: Sie ist staatlich verordenetes Zwangssparen, bei dem man uns gleich auch noch ein paar Versicherungen aufdrückt (ob wir wollen oder nicht). Weil sie obligatorisch ist, kann niemand entscheiden, ob er aussteigen will, wenn er mit den Bedingungen nicht einverstanden ist. Ich habe als Arbeitgeberin die Altersguthaben der Verdiener am unteren Ende der Skala gesehen und jedes Mal Zornausbrüche gehabt (vor allem auch, wenn die ArbeitnehmerInnen älter waren und erst relativ spät in die Kasse eingestiegen sind). Ich habe auch die Verwaltungskosten gesehen (und dachte damals, 400 Franken seinen hoch – jetzt muss ich mich wohl eines besseren belehren lassen mit den 770 Franken).

Bevor wir an den Renten schrauben, hätte ich gerne Transparenz: Ich möchte wissen, wie viel für Raummieten draufgehen (Pensionkassen haben ihre Büros meistens in sehr schönen, neuen, teuren Gebäuden), wie viel die Geschäftsleitungen einheimsen, wie viel an die Verwaltungsräte fliesst und vor allem warum die Verwaltungskosten so hoch sind. Ich finde, das steht uns zu, da jeder mit einer 2. Säule unausweichlich in diesem System gefangen ist.

Danach – wenn es wirklich nicht anders geht – kann man über Umwandlungssätze diskutieren. Mir wäre noch viel lieber, wenn wir generell über Sinn und Unsinn der 2. Säule diskutieren würden, die ganz und gar nicht diese wahnsinnig positive Errungenschaft ist, als die sie uns immer verkauft wird.

Zu den Plakaten: Sind alle zum Brüllen. Noch viel mehr zum Brüllen finde ich, dass sie auch noch funktionieren. Ich habe mir – obwohl mein NEIN von Anfang an feststand – lange überlegt, ob ich das Logo wirklich bei Zappadong aufschalten soll. Es erinnert mich nämlich sehr stark an SVP Werbung. Und die behagt mir ganz und gar nicht. Zum Plakat der FDP sage ich dann schon gar nichts mehr …

ja klauen lohnt sich wieder und abzocken auch aber abzocken hatte ja immer konjunktur…traurig traurig!

Ich will ja nicht Haarspalterei betreiben, doch scheint es mir wichtig: Die Bankdaten, die Textpassagen, die Plakatsujets und die Plakatsprache sind nur kopiert. Demgegenüber wird die Rendite der 2. Säule leider nicht kopiert, sondern wohl schon eher geklaut…

@Zappadong
Transparenz. Das ist leider das Problem. Und hat wirklich jedes Mitglied im Verwaltungsrat, bzw. der Arbeitnehmervertretung eine Ahnung von der Materie? Oder lässt er/sie sich an der PK Sitzung vom Verwaltungsguru fixfertige Investitionspläne (v)erklären und schlürft zufrieden am Gratiseiswasser mit der Meinung, der macht das schon richtig, „dä chunnt druus.“

@Honigbaerli
Bei Abzocken spricht der Kriminologe ja von einer betrügerischen Handlung. Dummerweise findet ja gar kein Betrug statt, eher eine moralisch verwerfliche Bereicherung seitens der „Leistungs“ Empfänger, was hingegen vom gemeinen Volk zunehmend als Betrug und Verrat an der Gesellschaft angesehen wird. Es regt sich Widerstand gegen die ungerechte Geldverteilung im Land, welcher sich in den diversen Blog-Diskussionen und eben auch mit knalligen Headlines aktueller Initiativen (Rentenklau, Abzocker- und 1:12-Initiative) manifestiert.

@Titus
Touché, ich will ja gar nicht über die Bandbreite von „nur mit einer Idee spielen“ bis hin zum „urheberrechtsverletzenden Kopieren“ streiten, das dürfen gerne die Juristen übernehmen. Im Prinzip sollte man sich sowieso nicht von schlagenden Zeilen die Meinung eintrichtern lassen, sondern zwischen selbigen die (Hinter-)Gründe suchen, die für oder gegen ein neues Gesetz oder einen Verfassungsartikel sprechen.

[…] «Rentenklau und linke Diebe» Anderen mitteilen/Speichern Veröffentlicht in […]

Ich habe mich mal mit einer Nationalrätin über die zweite Säule unterhalten und ihr alle negativen Punkte aufgelistet (basierend auf meiner Erfahrung als Arbeitgeberin). Sie hat zugegeben, dass im Nationalrat viele überfordert oder gar nicht richtig informiert waren (sich nicht richtig informiert hatten), was denn die Einführung einer 2. Säule wirklich in allen Konsequenzen bedeutete.

Deine Theorie vom keine Ahnung haben der Verwaltungsräte, resp. sich darauf verlassen, dass einem schon das Richtige eingeflüstert wird, halte ich für ziemlich wirklichkeitsnah. Und jetzt predigen Sie dem Arbeitnehmer Verzicht, während sie für das Absegenen von Aktionen, von denen sie im schlimmsten Fall wenig Ahnung haben, ziemlich viel Honorar kassieren. Ist nur so ein Verdacht. Oder sagen wir: Ein blödes Gefühl, das ich einfach nicht loswerde.

[…] Für mehr Kritik an der 2. Säule verweise ich auf die Kommentare von Frau Zappadong bei bobsmile […]

[…] Bobsmile: «Rentenklau und linke Diebe» […]

Den Beweis, dass die Senkung unnötig ist, erbringen die staatlichen Pensionskassen und Kassen von Grossbetrieben, die nciht als Privatversicherer ihre Gewinne maximieren müssen: Die wollen eigentlich den Umwandlungssatz gar nicht senken, weil sie von unserem Vorsorgekapital keine Manager & Verwaltungsräte zahlen müssen… ->

http://www.derarbeitsmarkt.ch/arbeitsmarkt/de/aktuell/newsticker/705162/Zweite_S%C3%A4ule_KMU_Komitee_gegen_Senkung_des_BVG_Umwandlungssatzes

Danke für den Link.
Wie Ex-Preisüberwacher Rudolph Strahm bereits ausführte, gilt es endlich über einen Systemwechsel nachzudenken, um aus dem Schlamassel mit der 2.Säule herauszufinden. Die Nuller Jahre machten ihrem Namen alle Ehre, die Pensionskassen gerieten unter Druck. Beschliessen wir am 7.3. eine Senkung des Umwandlungssatzes, so ist das Problem nur hinausgeschoben.

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